Maculadegeneration: wichtig für Menschen ab 60


Die altersabhängige Maculadegeneration (= AMD) ist die häufigste Erblindungsursache in den Industrieländern. Große Studien haben gezeigt, dass ca. ein Drittel der 75-jährigen Menschen Vorstadien einer AMD aufweisen (altersabhängige Maculadegeneration), die
Häufigkeit einer schweren Sehbehinderung aufgrund einer altersabhängigen Maculadegeneration beträgt in diesem Alter ca. 8 Prozent. Leichtere Sehbehinderungen sind deutlich häufiger. Mit steigendem Alter nimmt das Risiko einer Erkrankung zu, kann aber
bei rechtzeitigem Erkennen ggf. aufgehalten oder sogar gebessert werden.

Ursache der AMD sind Veränderungen im retinalen Pigmentepithel (eine bestimmte empfindliche Schicht der Netzhaut des Auges) und der Bruch’schen Membran. Diese unter den lichtempfindlichen Photorezeptoren gelegenen Schichten des Auges sind für die Ernährung und Regeneration der Photorezeptoren ebenso verantwortlich wie für den Abtransport von Abbauprodukten des Stoffwechsels. Da die Dichte der Photorezeptoren an der Stelle des schärfsten Sehens (= Macula) am höchsten ist, ist hier auch die Belastung von Pigmentepithel und Bruch’scher Membran am stärksten. Im Laufe des Lebens sammeln sich in beiden Schichten Abbauprodukte des Stoffwechsels langsam an. Diese können als Drusen („wilde Müllhalden“) am Augenhintergrund sichtbar werden. Erstes Zeichen einer Funktionsstörung können Anpassungsschwierigkeiten in der Dunkelheit sein. Bei Fortschreiten des Krankheitsprozesses kann es zu weiteren Veränderungen kommen, die sich in zwei Gruppen unterteilen lassen.

Die häufigere Form ist die so genannte „trockene“ Form der AMD. Bei dieser Form kommt es zu einem langsamen Untergang von Pigmentepithel und Photorezeptoren, die häufig zu scharf begrenzten, inselartigen Ausfällen führt (= geographische
Atrophie), welche dann allmählich zusammenwachsen und größer werden. Diese Form macht sich dann durch eine schrittweise Sehverschlechterung insbesondere beim Lesen bemerkbar: beim Lesen fehlen Buchstaben oder Silben. Bei Verlust der Stelle des schärfsten Sehens kann es zu einem deutlichen Sehverlust kommen. Für diese Form der AMD gibt es noch keine gesicherten Behandlungsmöglichkeiten, (Medikamente sind in der Erprobungsphase) allerdings ist der Verlauf oft langsamer
als bei der “feuchten“ Form.

Bei der „feuchten“ Form der AMD kommt es zu einer namensgebenden Flüssigkeitsansammlung unter der Netzhaut oder dem Pigmentepithel. Ursache ist in der Regel die Bildung von Wachstumsfaktoren im Krankheitsprozess mit einer Aktivierung der
Neubildung von porösen Blutgefäßen. Diese Blutgefäße werden auch Neovaskularisation genannt. Diese können unter dem Pigmentepithel bleiben oder durch das Pigmentepithel unter der Netzhaut durchbrechen. Da die porösen Gefäße Flüssigkeit
„ausschwitzen“, kommt es zu einer umschriebenen Netzhautabhebung. Diese macht sich durch ein Verzerrtsehen (= Metamorphopsien) bemerkbar. Dies kann z.B. mit einem Rechenkästchenmuster (= Amsler-Netz), aber auch an Badezimmerfliesen oder Türrahmen festgestellt werden, die dann wellig erscheinen. Komplikationen sind Schäden durch weiteres Wachsen der Gefäße, aber auch massive Blutungen unter die Netzhaut. Diese stirbt dann allmählich ab.

Nur für die feuchte Form gibt es einige erfolgversprechende Behandlungsmöglichkeiten. Je früher eine Therapie beginnt, umso besser sind die Erfolgsaussichten. In vielen Fällen (ca. 40-50%) ist eine Sehverbesserung möglich, in ca. 70-80% lässt sich eine Stabilisierung erreichen. Wichtig zur Erstdiagnose und Entscheidung
über die Behandlungsmöglichkeit ist die Durchführung einer Farbstoffuntersuchung des Augenhintergrundes (Fluoreszein-Angiografie), ergänzend sollte als Basis für spätere Verlaufskontrollen eine Optische Kohärenz-Tomografie erfolgen. Dabei werden Art, Lage und Ausdehnung der Veränderung beurteilt.

Therapie der Wahl ist die Eingabe eines Hemmstoffs des Wachstumsfaktors VEGF in das Augeninnere, eine sog. intravitreale operative Medikamenteneingabe (IVOM). Zur Verfügung stehen die Medikamente Lucentis (Ranibizumab), Eyelea und Avastin
(Bevacizumab). Vergleichsstudien haben keinen Wirkungsunterschied zwischen Lucentis und Avastin zeigen können.

Nur in sehr seltenen Fällen sind operative Maßnahmen sinnvoll, insbesondere bei starken Blutungen unter die Netzhaut.

Es gibt Risikofaktoren für die Entstehung einer AMD: dazu gehören

  • Alter über 60
  • Auftreten einer AMD bei anderen Familienmitgliedern
  • blaue Augenfarbe
  • Rauchen
  • Genetische Faktoren


Positiv wirken können

  • viel Obst und Gemüse (Spinat, Grünkohl, Mangold), das viel Lutein enthält,
  • Vitamin E und Zink
    (Vollkorngetreide, Fisch, Geflügel, Eier, Milchprodukte).
    Die Einnahme von Vitaminpräparaten und Nahrungsergänzungsmitteln ist nur bei bestimmten Vorstadien der AMD als sinnvoll nachgewiesen worden und sollte nur nach augenärztlicher Untersuchung erfolgen.


Wichtig ist, dass die Chancen einer Behandlung mit der Schnelligkeit der Diagnosestellung steigen. Leider kommen Patienten mit prinzipiell behandelbaren Formen der AMD häufig für eine Behandlung zu spät zum Augenarzt. Daher ist es insbesondere
bei älteren Menschen wichtig, die Augen hin und wieder abwechselnd zu testen und bei Sehverschlechterung oder Verzerrtsehen umgehend einen Augenarzt aufzusuchen.

Bei Verwandten von Patienten mit AMD ist ab dem 60. Lebensjahr eine jährliche Kontrolle des Augenhintergrundes zur Früherkennung und ggf. Behandlung von Frühstadien ratsam.